Dies ist die Kulisse der Tour du Mont-Blanc, Tour del Monte Bianco oder Tour of Mont Blanc – kurz TMB. Alles richtig, denn das Mont-Blanc-Massiv ist international, es liegt im Dreiländereck zwischen Frankreich, Italien und der Schweiz. Das Publikum, welches auf der Tour unterwegs ist, kommt aus allen Ecken der Welt – Bayern, Preussen, Libanon, Spanien, Japan, Australien, Frankreich, Holland, USA, Nepal usw.
Asterix-Lesern dürfte Cäsars Ausspruch „Wiederholungen gefallen nicht!“ geläufig sein, also plant Euer Korrespondent die Tour dieses Mal im Uhrzeigersinn, nachdem er die TMB 1999 bereits im Gegenuhrzeigersinn befahren hat.
Die erste Etappe geht von Chamonix zum Col de la Forclaz:
Chamonix (1040m) – Petit Balcon Sud – Argentière (1200m) – Walid Wood – Le Tour (1453m) – Col de Balme (2191m) – Refuge les Grands (2113m) – Chalet du Glacier (1583m) – Bisse du Trient – Col de la Forclaz (1526m)
Von unserem bewährten Camp de Base, a.k.a. Hôtel La Chaumière, in Chamonix machen wir, Alex, Jan, Mario und Euer Korrespondent Klaus, uns auf den Weg zum Petit Balcon Sud. Auf diesem Wanderweg auf halber Höhe linker Hand der Arve geht es in einem steten Auf und Ab nach Argentière. An der Talstation Téléphérique des Grands Montets (1200m – 3295m) vorbei durch das Bouldergebiet Walid Wood nach Le Tour und von dort mit der Seilbahn zum Col de Balme. Von hier zum Refuge les Grands und weiter teils ausgesetzt zum Chalet du Glacier unterhalb des Glacier du Trient, bald stets das Fenêtre d’Arpette und den Glacier du Trient vor Augen. Ab hier gemütliches Ausrollen entlang der Bisse du Trient zum Col de la Forclaz. Euer Korrespondent hat es schwer an den Mandeln, er kehrt im Walid Wood um und legt den Rest der Etappe per VW-Bus zurück. Gegen Abend, gelangweilt vom Nachmittagsschlummer, spaziert er die Bisse entlang bis ins Moränenfeld des Glacier du Trient, um nach dem Verbleib der drei roten Teufel zu sehen. Außer vereinzelten Flüchen nichts zu hören und nichts zu sehen. Hmh? Am Col trifft man sich dann doch wieder.
Montag, 20.6.
Die zweite Etappe geht vom Col de la Forclaz nach la Fouly:
Col de La Forclaz (1526m) – Alp Bovine (1987m) – Champex (1466m) – Issert (1055m) – Les Arlaches (1117m) – Praz-de-Fort (1151m) – la Fouly (1610m)
Vom Col de la Forclaz geht es aufmunternd ein kleines Stück fahrbar dahin, doch bald schon zeigen sich die Auswirkungen des tagelangen Regens: Der Weg ist eine einzige lehmige Rutschbahn – bis oben. Zur Alp Bovine hinunter und danach ein kurzes Stück fahrbar, dann wieder über Stock und Stein. Auf halber Höhe erst wieder ein Forstweg und anschließend ein Single-Trail nach Champex. Durch’s Val Ferret geht es über die Dörfer und auf Single-Trails und Forstwegen nach la Fouly.
Die dritte Etappe geht von la Fouly zum Refugio Walter Bonatti:
La Fouly (1610m) – Ferret (1705m) – Les Ars dessous – La Peule (2071m) – Col du Grand Ferret (2537m) – Rifugio Elena (2062m) – Chalet Val Ferret (1784m) – Rifugio Bonatti (2025m)
Vom Hotel l’Edelweiss in la Fouly geht es zügig die kleine Strasse nach Les Ars dessous hinauf, nach einer Jause in La Peule auf einem Single-Trail weiter hinauf zum Col, der Grenze zwischen der Schweiz und Italien. Am Col du Grand Ferret das volle Panorama: Aiguille de Triolet, Glacier de Pré de Bar, Glacier de Triolet, Grandes Jorasses, Val Ferret. Vom Col auf einem Single-Trail hinab ins Tal. Talauswärts erst auf der Strasse. Zu weit, denn jetzt nach links sausteil hoch zum Rifugio Bonatti. Wären wir nur früher links abgebogen, denn es gibt einen Trail, der ganz entspannt vom Chalet Val Ferret zum Rifugio Bonatti führt…
Die vierte Etappe geht vom Rifugio Bonatti nach Courmayeur:
Rifugio Bonatti (2025m) – Vallon de Malatra – Alpe supérieur de Malatra (2213m) – Pas Entre-Deux-Sauts (2524m) – Vallon d’Armina (2285m) – Col Sapin (2436m) – Testa della Tronche (2584m) – Testa Bernarda (2343m) – Mont de la Saxe – Rifugio Bertone (1989m) – Villair (1327m) – Courmayeur (1226m)
Vom Rifugio Bonatti geht es heute auf drei verschiedenen Wegen. Jan fährt aufgrund einer Erkältung direkt ins Tal und auf dem Strässchen durchs Val Ferret nach Courmayeur. Alex und Mario nehmen die Variante auf halber Höhe zum Rifugio Bertone. Euer Korrespondent steigt durchs Vallon de Malatra auf zur Alpe supérieur de Malatra und weiter zum Pas Entre-Deux-Sauts, die La Grande Rochêre vor Augen. Im Vallon d’Armina tauchen vier Japaner vom Col Sapin kommend aus dem Nebel auf. Wo will der verrückte Mountainbiker hin? Über den Col Sapin auf den Testa della Tronche nach Courmayeur, warum? „You’re a Superman!“ Na, das verleiht Flügel! Vom Col Sapin kann man unten durch das Val Sapin Courmayeur schon erkennen, es hilft nix, zum Testa della Tronche geht es abartig steil nach oben, so muss sich Sysiphos gefühlt haben. Oben dafür der Mega-Single-Trail über den Rücken des Mont de la Saxe entlang komplett fahrbar bis oberhalb des Rifugio Bertone. Das hat sich mal wieder gelohnt.
Die fünfte Etappe geht von Courmayeur zum Rifugio Elisabetta:
Courmayeur (1226m) – Val Veni – Rifugio Elisabetta (2195m)
Regenwetter. Daher vom Hotel Courmayeur aus durch das Val Veny, den Glacier de la Brenva, die Aiguille Noir de Peuteray zur Rechten. Aiguille Blanche, Glacier de Freney, Mont Blanc und Mont Blanc de Courmayeur von Wolken verborgen. Die geplante Route über Dolonne (2100m), Col Chécruit (1956m) und l’Alpe supérieure de l’Arp Vieille (2303m) soll eines der Highlights der TMB sein, bei schönem Wetter u.a. mit Blick auf Tré-la-Tête und Glacier de la Lée Blanche…
Weil wir aufgrund der Abkürzung durch’s Val Veni früh dran sind, will Alex noch was machen. Also rauf zum Glacier d’Estellette, unterhalb der Aiguille des Glaciers gelegen. Ziemlich bald liegen die ersten Alu-Schnipsel in der Gegend rum. Was mag das sein, sieht aus wie Flugzeug-Aluminium? Stimmt, denn das Mont-Blanc-Massiv hat eine magische Anziehungskraft auf Piloten. Hier ist auf 3750m Höhe am 1. Nov. 1946 eine B-17 Flying Fortress auf dem Weg von Neapel nach England knapp unterhalb des Grats zerschellt. An einem der steckengebliebenen Propeller pflegten sich später Bergsteiger abzuseilen. Auch oberhalb des Bossonsgletscher auf 4700m direkt bei Chamonix bombten zwei Jets der Air India ein, am 3. Nov. 1950 eine Super Constellation und 24. Jan. 1966 an exakt der selben Stelle eine Boeing 707.
Die sechste Etappe geht vom Rifugio Elisabetta zum Refuge de La Croix du Bonhomme:
Rifugio Elisabetta (2195m) – Casermetta (2365m) – Col de La Seigne (2516m) – Refuge des Mottets (1870m) – Ville des Glaciers (1789m) – Les Chapieux (1554m) – Chalets de la Raja (1789m) – Chalets de la Plan Varraro (2006m) – Refuge de La Croix du Bonhomme (2443m)
Vom Rifugio Elisabetta Soldini geht es erst gemütlich durch den Ausläufer des Val Veni zur Casermetta, dann noch steiler zum Col de la Seigne, der Grenze zwischen Italien und Frankreich. Das Vallée des Glaciers hinunter wieder ein ewiger Single-Trail bis Les Mottets. Ab hier ein Strässchen durch Ville des Glaciers nach Les Chapieux. Dort, gleich neben der Auberge de La Nova ist ein Häuschen, in dem es lauter leckere Sachen wie Beaufort-Käse und Saussiçons de Chèvre gibt. Die Stärkung ist auch nötig, denn die eben erst verlorenen Höhenmeter wollen wieder zurückgewonnen werden. Ab hier also erst Mal eine kleine Schleife auf der Strasse Richtung Cormet de Roselend aufwärts, dann ab den Chalets de la Raja an den Chalets de la Plan Varraro vorbei mühsam hinauf zum Refuge de La Croix du Bonhomme, das nur langsam näher kommt. Kürzer wär’s direkt von der Auberge de La Nova aus gewesen, aber die 5 Kilometer extra konnte man wenigstens fahren…
Samstag, 25.6.
Die siebte Etappe geht vom Refuge de La Croix du Bonhomme nach Chamonix:
Refuge de La Croix du Bonhomme (2443m) – Col de La Croix du Bonhomme (2483m) – Col du Bonhomme (2329m) – Refuge de La Balme (1706m) – Refuge Nant Borrant (1460m) – Notre-Dame de la Gorge (1210m) – Les Contamines (1167m) – Tresse (1020m) – La Gruvaz – La Villette (1090m) – Le Champel (1201m) – Bionnassay (1314m) – Col de Voza (1653m) – Les Houches (1007m) – Chamonix (1040m)
Vom Refuge de La Croix du Bonhomme geht es wenige Meter hinauf zum Col de La Croix du Bonhomme, ab da mit wenigen fahrbaren Abschnitten hinunter zum Col du Bonhomme. Ab hier geht es bald komplett fahrbar am Refuge de La Balme und Notre-Dame de la Gorge vorbei bis nach Les Contamines. Wenn man keinen Platten hat. Jan hatte derer vier, nach vier Flicken und drei Schläuchen konnte es weitergehen. Wir wurden währenddessen von einer Gruppe Wanderer überholt, die morgens mit uns gestartet war…
Wir genießen wegen des erstmals traumhaften Wetters wenigstens den Ausblick auf Plan des Dames, Plan Jovet, Glacier de Tré-La-Tête und Glacier de Bionnassay.
Von Les Contamines unspektakulär, aber schön gelegen über Tresse, La Gruvaz, La Villette, Le Champel und Bionnassay in praller Sonne noch auf den Col de Voza, den letzten Pass auf unserer Runde.
Auf dem Weg vom Col de Voza hinunter nach Les Houches finden wir uns plötzlich im Bikepark von Les Houches wieder. Etwas ungewohnt ist es am Anfang schon, mit 10 Kilo schwerem Rucksack auf filigranem Race-Hardtail. Von den Locals, die uns in voller Montur dort, wo sich schwarzer und blauer Parcours berühren, um die Ohren fliegen, unbeeindruckt, lassen wir uns nicht bremsen, der blaue Parcours ist nach 7 Tagen TMB auf dem MTB selbst on-sight halb so wild.
Von Les Houches führt ein schattiger Weg links der Arve am Klettergarten Les Gaillands, wo Euer Korrespondent einige seiner ersten Moves erlernen durfte, vorbei nach Chamonix. Geschafft!
Die Heimreise gelingt am Sonntag trotz ausgedehntem Aufenthalt im Irish Pub und mit zahlreichen Teilnehmern stattfindendem Marathon du Mont-Blanc in genau 6 Stunden.
Servus, Klaus
Größere Ansicht
Hier gibt es dann noch den Track mit Höhenprofil.