TMB 99

Tour du Mont Blanc – „C’est dure, n’est-ce pas?“

Mont Blanc – Monarch der Alpen, mit 4810m höchster Gipfel (West-) Europas, Aiguille du Midi, Glacier des Bossons, die beiden Aiguille du Dru – bekannt durch den legendären Alleingang Walter Bonattis, die Auiguille Vert (4122m) – der wohl schwierigste 4000er der Alpen, Glacier du Trient, Peutery-Grat mit der Aiguille Noire – einer der längsten extremen Anstiege der Alpen, die Grandes Jorasses (4208m) mit ihren fünf 4000ern, die Aiguille de Triolet – die Nordwand lange die schwierigste Eiswand, Die Liste ließe sich endlos fortsetzen, denn das Mont-Blanc-Massiv besitzt etwa 400 Gipfel und mehr als 40 Gletscher.

Dies ist die Kulisse der Tour du Mont-Blanc, Tour del Monte Bianco oder Tour of Mont Blanc – kurz TMB.

Noch eine Anmerkung vorweg: Die Fotos sind Stills aus einem Video mit PAL-Auflösung, also nix Full-HD oder gar 4K.

Samstag
Den Tag vor unserem Trip im September 1999 verbringen wir – Otmar und Euer Korrespondent – im Hôtel des Voyageurs, dem Haus eines Freundes, Bernd Schülke. Er betrieb die Des Voyageurs Mountaineering Services von hier aus und organisierte alle erdenklichen Ski-, Snowboard, Telemark-, Eis- oder Felskletteraktivitäten.

Sonntag
Die erste Etappe geht von Vallorcine nach Beaufort:

Vallorcine (1260m) – Col des Montets (1451m) – Argentière (1244m) – Les Praz de Chamonix (1062m) – Chamonix (1034m) – Les Bossons (1012m) – Les Houches (1008m) – La Friaz (1329m) – Col de Voza (1653m) – Bionnassay (1314m) – Bionnay (929m) – Le Champel (1201m), La Villette (1090m) – La Gruvaz – Tresse den Base/Le Quy (1020m) – Les Contamines-Monjoie (1164m) – Le Lay – Col du Joly (1989m) – Le Planay – Belleville – Les Près – Annuit – Hauteluce (1104m) – Les Curtillets – Beaufort (712m)

Etwa um 10:30 frühs fahren wir in Vallorcine los. Vallorcine leitert sich ab von Vallée des Ours, Bärental… Die ersten Kilometer zum Col des Montets begleitet uns Mike, Bernds Housekeeper, da selbiger in Colorado beim Klettern weilt. Wir fahren auf der N506 über Argentière und Chamonix nach Les Houches, wo wir am Hôtel Slalom nach links auf die Tour du Mont Blanc (TMB/E2) einbiegen.

Wir entscheiden uns für diese schnelle Variante, da wir mit minimaler Ausrüstung unterwegs sind und sicher gehen wollen, bei gutem Wetter unterwegs zu sein. Wenn uns richtiges Scheißwetter weit oben erwischt hätte, wären wir wohl zu Eiszapfen gefroren. Davon waren wir nicht weit entfernt, wie wir während eines Ausflugs nach Aosta am Tag nach unserer Rundtour sehen konnten, als wir den Col du Grand St. Bernard (2464m) in 10cm Neuschnee überquerten.

Üblicherweise würde man kurz nach dem Col des Montets auf die TMB abzweigen und via Hôtel La Flégère (1877m) und den Col du Brévent (2368m) nach Les Houches fahren.

Der Anstieg zum Col de Voza führt recht steil über La Friaz. Vom Col aus gibt es zur Belohnung eine Abfahrt über Bionassay nach Bionnay, wo wir der TMB über Le Champel, La Villette, La Gruvaz, Tresse den Bas (Le Quy) und schließlich Les Contamines-Montjoie weiter folgen. In Le Lay verlassen wir die TMB und folgen mit 180 Puls – „C’est dure, n’est-ce pas?“ bemerkt eine junge Französin trocken – der kleinen Schotterstrasse unter der Seilbahn hinauf zum Col du Joly. Die darauffolgende Abfahrt ist dafür die mit Abstand längste der Tour: Le Planay – Belleville – Les Près – Annuit – Hauteluce – Les Curtillets – Beaufort. Das macht um 19:00 78km und jede Menge Höhenmeter. Wir stolpern in die erste Herberge, derer wir ansichtig werden: Hôtel Mont Blanc, schlicht, dafür aber 300,- FF für’s DZ mit HP…

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Montag
Die zweite Etappe geht von Beaufort nach Courmayeur:

Beaufort (712m) – Col du Pré (1705m) – Barrage de Roselend (1600m) – Cormet de Roselend (1968m) – Les Chapieux/Refuge de la Nova (1564m) – Ville des Glaciers (1789m) – Chalet Refuge des Mottets (1870m) – Col de la Seigne (2516m) – Alpe infériore de la Lée Blanche (2156m), Lac de Combal (2020m) – Cantine de la Visaille (1659m) – Val Veny – Notre-Dame-de-la-Guérison – Courmayeur (1223m)

Der zeitige Mountainbiker macht die Höhenmeter… Um 9:00 frühs lassen wir Beaufort hinter uns Richtung Cormet de Roselend. Anstatt auf der Hauptstrasse D217 zu bleiben nehmen wir die D218 über Areches und den Col du Pré, da die Aussicht schöner ist. Aber gleichgültig aus welcher Richtung man den Cormet ansteuert, die Strasse auf dem Staudamm bietet einen großartigen Ausblick auf den Roselend-Stausee. Auf dem Col de Roselend gilt es die durch Felsstürze verursachten Fußball-großen Schlaglöcher im Asphalt zu beachten. Auf der Abfahrt zum Refuge de la Nova kann man ohne Rucksack leicht 100km/h erreichen, falls man sich traut. Nur sollte man die kleine Abzweigung zum Refuge nicht verpasen… Von dort führt uns unser Ritt über Ville des Glaciers zum Chalet Refuge des Mottets, wo man definitiv einkehren sollte. Die nächsten zwei Stunden schleppt man das Bike bergauf zum Col de la Seigne, der die französisch-italienische Grenze und die Wasserscheide zwischen Adria und Atlantik markiert: Er bietet atemberubende Blicke auf Montblanc de Courmayeur, Dame Anglaise, Aiguille Noir de Peutéray, Peutéray- und Brouillard-Grat – Orte, an welchen Bonnatti und andere Geschichte geschrieben haben. Die folgende Abfahrt führt uns über die Alpe infériore de la Lée Blanche, am Lac de Combal und der Cantine de la Visaille vorbei durch’s Val Veny nach Courmayeur. Heute sind es um 19:00 68km. Quartier beziehen wir im sehr komfortablen Albero dei Camosci (Fraz la Saxe 7, I-11013 Courmayeur, DZ 65,- EUR). Wer noch in die City möchte, muss nochmals das Bike bemühen.

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Dienstag
Die dritte Etappe geht von Courmayeur zum Hôtel Chalet Val Ferret:

Courmayeur (1223m) – Villair Supérieur (1327m) – Rifugio Giorgio Bertone (1991m) – Mont de la Saxe (2348m) – Testa Bernarda (2534m) – Testa della Tronche (2584m) – Col Sapin 2436m) – Alpe di Séchéron (2260m) – Arminia (2009m) – Séchéron (1924m) – Lavachay (1642m) – Arnouva (1764m)

Wir brechen wie gehabt um 9:00 frühs in Courmayeur auf Richtung Arnouva. Wir folgen der TMB nach Villair Supérieur und von dort aus hinauf zum Rifugio Giorgio Bertone und weiter auf den Mont de la Saxe, der einen umwerfenden Blick auf die Grandes Jorasses und Rochesfort und Hirondellesgrat bietet. Weiter geht es auf einem epischen Singletrail über den Testa Bernarda auf den Testa della Tronche. Anschließend weiter auf dem Trail hinab über Col Sapin, Alpe di Séchéron, Arminia, Séchéron und Lavachay nach Arnouva ins Val Ferret. Heute sind es nur 24km, dafür aber war es ein Megatrail. Das Hôtel Chalet Val Ferret in Arnouva ist der Traum! (DZ EUR 62.-)

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Mittwoch
Die vierte Etappe geht von Arnouva nach Champex:

Arnouva (1764m) – Rifugio Helena (2012m) – Col du Grand Ferret (2537m) – La Peule (2072) – Les Ars dessous (1802m) – Ferret (1705m) – Alpage de la Fouly (1870m) – La Fouly (l’A Neuve, 1594m) – L’Amône (1537m) – La Pourria (1319m) – Crête de Saleina – Chanton (1187m) – Praz de Fort (1151m) – Les Arlaches (1117m) – Issert (1055m) – Creux des Praz – L’Affe (1324m) – Le Niolet (1319m) – Champex (1477m)

Jetzt ist es schon Routine, um 9:00 frühs fahren wir am Chalet Val Ferret los Richtung Col du Grand Ferret. Auf unserem Weg zum Col lassen wir das Rifugio Helena rechts liegen. Von dort aus geht es mühsam zum Col du Grand Ferret, der die italienisch-schwizer Genze markiert und prächtige Ausblicke auf Aiguille de Taléfre, Triolet und Mont Dolent bietet. Ein weiterer ausgedehnter Singletrail führt uns über La Peule und Les Ars dessous nach Ferret. Hinter Ferret verlassen wir die TMB und erklimmen stattdessen den Hügel zur Alpage de la Fouly, von wo aus wir nach La Fouly (l’A Neuve) weiterfahren, um der TMB weiter zu folgen. Wir durchqueren L’Amône und fahren anschließend über Crête de Saleina zur Strasse hinab. Über Chanton und Praz de Fort geht es weiter nach Les Arlaches. Von dort über Issert, Creux des Pras, L’Affe und Le Niolet nach Champex. Hier nächtigen wir im Hôtel Grand Combin (DZ 100,- SF) im Prunk vergangener Tage.

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Donnerstag
Die fünfte Etappe geht von Champex nach Vallorcine:

Champex (1477m) – Plan de l’Au (1330m) – Champex d’en haut (1444m) – Bovine (1987m) – Portalo (2049m) – La Giète (1884m) – Col de la Forclaz (1526m) – Le Gilliod (1279m) – Trient (1285m) – La Peuty (1326m) – Chalet du Glacier (1583m) – Les Essert à Tête Noire (1204m) – Vers les Ponts – Les Esserts (1549m) – Télésiège Tête de Balme – Vallorcine (1260m)

Heute lassen wir es gemütlich angehen, um 9:30 fahren wir von Champex über Champex d’en bas, Plan de l’Au nach Champex d’en haut. Dort beginnt die übelste Plackerei der Tour, drei Stunden Tragestrecke nach Bovine hoch. Von Bovine aus ist es noch ein kleiner Anstieg bis Portalo. Von dort geht es stets bergab an La Giète vorbei zum Col de la Forclaz. Von dort über Le Gilliod nach Trient. Von dort auf der kleinen Strasse nach Le Peuty zum Chalet du Glacier (Hätte man leichter und schöner vom Col aus über die Bisse de Trient erreichen können, aber Tempobolzen auf der Passstrasse hat auch was…). Da Otmars Gepäckträger die Grätsche macht, verzichten wir auf den Col de Balme (2191m) und fahren nach Trient zurück. Von dort geht es über Les Essert à Tête Noire, Vers les Ponts nach Les Esserts (1549m) und an der Talstation der Télésiège Tête de Balme vorbei nach Vallorcine, den Start- und Endpunkt unserer Mont-Blanc-Umrundung.

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Servus, Klaus