Bleau, wie es die Franzosen, oder Font, wie es die Engländer nennen, steht für Fontainebleau, eigentlich aber für La Forêt de Fontainebleau, ein Waldgebiet von 25.000 Hektar etwa 55 Kilometer südlich von Paris. Und letztlich für die ca. 20.000 Boulder, die darin verstreut sind. Diese entstanden, weil vor 30 Millionen Jahren hier ein Meer war, was zu einer bis zu 60 Meter starken Sandablagerung führte. Diese wiederum ist von einer 4 bis 5 Meter dicken Sandsteinplatte bedeckt, die durch abwechselnde Überflutung und Austrocknung des Sandes durch das Meer entstand. Erosion schuf für uns Boulderer im Laufe der Jahrmillionen den größten Spielplatz der Welt .Stützen, Pressen, Schieben, Reibung ist hier alles – und zwar ab Fb 2a. Sandstein ist meist supergriffig, aber oft eben rund wie ein Ballon oder einfach nur plan. Da heißt es dann, auf Reibung hoch antreten und/oder „mantlen“.
Wie schwer ist das da jetzt? Mei, vergleicht man Bouldern mit Sport- und Alpinklettern, ist das so, als vergliche man Sprint mit Mittel- und Langstrecke. Es soll welche geben, die mehr als eine Disziplin können… Im Bleau-Führer Essential Fontainebleau habe ich einen ganz guten Vergleich gefunden, die Grade für Schüler (Kyu) und Meister (Dan) aus der fernöstlichen Selbstverteidigung:
Bleau | Japan | |
---|---|---|
Fb 3 | 8. Kyu | |
Fb 4 | 6. Kyu | |
Fb 5 | 4. Kyu | |
Fb 6a | 3. Kyu | |
Fb 6b | 2. Kyu | |
Fb 6c | 1. Kyu | |
Fb 7a/7a+ | 1. Dan | |
Fb 7b+ | 2. Dan | |
Fb 7c+ | 3. Dan | |
Fb 8a+ | 4. Dan | |
Fb 8b+ | 5. Dan | |
Fb 8c+/9a | 6. Dan |
Campiert hat Euer Korrespondent auf dem Campingplatz La Musardière in der Nähe von Milly-la-Forêt, einem Quasi-Vorort von Paris. Von München aus erreicht man ihn in ca. 9 Stunden mit dem Auto, wenn man zwischen Iffezheim und Phalsbourg die mautpflichtige Autobahn benutzt, sonst dauert die Sehnsucht halt eine halbe Stunde länger .
Mit dem Zug kann man bis Fontainebleau fahren und von dort aus vieles mit dem Bus erreichen.
In den Parcours benötigt man für die leichteren nicht notwendigerweise ein Crashpad und man ist eh oft ziemlich weit ohne Bodenkontakt auf den Felsen unterwegs. Einen kleiner Fußabstreifer oder wenigstens einen Lappen, um die Schuhe vom Sand zu säubern, braucht man aber unbedingt.
Chalk wird nicht so gerne gesehen, Bleausards nehmen Pof, das zieht keine Feuchtigkeit an. Pof ist gemahlenes Kolophonium, das in ein Baumwolltuch gebunden wird, ähnlich wie ein Chalk-Ball. Damit wird dann „Pof, Pof!“ auf die Griffe und Tritte geklopft…
Liquid Chalk => Liquid Pof? Damit kann man vielleicht den Manta spachteln, auf den Griffen ergibt das einen aalglatten Harzbelag, der nie mehr runter geht!
Roche aux Sabots ist einer der am leichtesten zugänglichen Spots und einer der beliebtesten. Kein Wunder, die Boulder sind genial und von Sand umgeben. Der blaue Parcours soll einer der besten von Bleau sein.
Franchard Isatis liegt, wie die anderen Gebiete bei Franchard, im lichten Wald, eine gute Adresse für heißere Tage also.
Fontainebleau besitzt ein schönes Königsschloß aus dem 16. Jahrhundert, das für seine Innenausstattung aus der Renaissance berühmt ist und von der UNESCO zum Weltkulturerbe erklärt wurde.
L’Éléphant – wie der Name schon andeutet, gibt es hier einige skurril geformte Boulder, die wieder einmal von Sand umgeben sind, aber auch völlig verblocktes Absprunggelände aufweisen und zudem recht hoch sein können.
Cul de Chien liegt nicht am A… der Welt, wie der Name nahelegen könnte, sondern nur ein Viertelstündchen weiter als Roche aux Sabots. Dafür gibt es hier absolut geniale Dünenlanschaft mit dem berühmten Bilbouquet, der auch aussieht wie ein kleiner Hund. Gleich daneben gibt es den klassischen Dachboulder Toit du Cul de Chien und nördlich davon L’Autre Toit für die ganz harten.
Franchard Haute-Plaines liegt gleich südlich von Isatis und ist auch am Wochenende eher ruhig. Der gelbe Parcours ist gut geeignet, um sich am ersten Tag der Materie zu nähern. Wem dabei fad wird, der kann ein paar Probleme aus dem orangenen Parcour mitnehmen.
Auf dem Campingplatz La Musardière bei Milly-la-Forêt kann das Thermometer Mitte September schon mal auf 2°C abfallen, da hilft auch kein Pastis mehr!
Servus, Klaus
P.S.: Natürlich fahr‘ ich wieder hin, denn es gibt noch so viel zu tun!