Von einem Herrn Stanciu gibt es ein Tool im Internet, das es erlaubt, die von ihm abgefahrenen Strecken als Teilstrecken miteinander zu verknüpfen und letztlich als GPS-Track auf ein GPS-Gerät zu laden. Somit hat man quasi ein mobiles Navi dabei. Quasi deshalb, weil man das GPS ständig im Auge behalten muss, um sich nicht hoffnungslos zu verfranzen beim Versuch, Anweisungen zu befolgen, die nicht zum aktuellen Standort passen…
Auch bringt nur ein leidgeprüfter Windows-Anwender den Gleichmut mit, der nötig ist, den geplanten Track letztlich als Route(n) auf das GPS zu laden. Für Apple-Afficionados ist das alles eher eine Zumutung. Die Planung mit dem erwähnten Tool sah wie folgt aus: Transalp München – Punta Sabbioni. Wie immer kam es praktisch anders,
Samstag, 29.5.
Der Viktualienmarkt – dort wird man Samstag morgens als Bergradler in vollem Ornat bestaunt wie ein exotisches Tier. Wir trinken Bier, daher sieht man wohl von Fütterungsversuchen ab.
Die Ähnlichkeit Eures mittig abgebildeten Korrespondenten mit Alois H., Dienstmann Nummer 172, ist rein zufällig, alldieweil letzterer seit nunmehr 99 Jahren im Hofbräuhaus sitzt…
Die erste Etappe geht von München nach Fall:
- Marienplatz – Flaucher – Hinterbrühl – Großhesselohe – Brückenwirt – Klosterforst (20,62km; 181Hm; 571m)
- Klosterforst – Pupplinger Au – Geretsried – Königsdorf – Bad Tölz (38.60km; 213Hm; 678m)
- Bad Tölz – Arzbach – Lenggries – Gasthof Papyrer – Sylvenstein See (22,96km; 72Hm; 764m)
- Sylvenstein See – Fall (3,75km; 731Hm; 783m)
Eine leichte „Einrolletappe“ entlang der Isar über Bad Tölz nach Fall am Sylvenstein; überwiegend einfache Wiesenwege und Waldpfade. Da wir uns nach der Jause im Brückenwirt den ersten Verhauer leisten, sind wir trotz Erfrischungspause in Tölz froh, als wir nach 100km Fahrt im Hotel Jäger von Fall im Whirlpool liegen.
Sonntag, 30.5.
Die zweite Etappe geht von Fall nach Innsbruck:
- Fall – Sylvenstein – Walchenklamm – Rauchstuben (8,84km; 229Hm; 865m)
- Rauchstuben – Hagenwirt – Tiefental (10,49km; 185Hm; 932m)
- Tiefental – Achenkirch (Dorfstr.) – Achenkirch (2,15km; 32Hm; 922m)
- Achenkirch – Achenkirch (Rodelbahn) – Achenkirch (Feichtalm) – Achenkirch (Unteraubachtal) (1,43km; 12Hm; 926m)
- Achenkirch (Unteraubachtal) – Achenkirch (Lechnerhof) – Achenkirch (Buchau) (10,99km; 105Hm; 950m)
- Achenkirch (Buchau) – Seespitz Achensee – Maurach – Wiesing – Rotholz (9,53km; 69Hm; 968m)
- Rotholz – Jenbach – Schwaz – Vomperbach (13,66km; 58Hm; 552m)
- Vomperbach – Innsbruck (26,82km; 116Hm; 572m)
Auf einfachen Wegen vorbei am idyllischen Achensee nach Innsbruck, unserem heutigen Etappenziel. „Versehentlich“ machen wir schon zu Beginn einen kleinen Abstecher über die Hochalm, was dazu führt, dass wir wieder 100km unterwegs sind – und das bei zunehmend mäßigem Wetter… Aber: „Jeder Wissende irrt sich, und jedes edle Pferd stolpert.“ (Arabisches Sprichwort).
In der Fußgängerzone finden wir Quartier im Hotel Breinössl unweit vom Goldenen Dach’l.
Montag, 31.5.
Die dritte Etappe geht von Innsbruck/Brenner nach St. Magdalena im Vilnößtal:
- Innsbruck – Matrei (21,40km; 745Hm; 1043m)
- Matrei – Steinach – Stafflach – Gries am Brenner (11,84km; 199Hm; 1177m)
- Gries am Brenner – Brenner – Silbergasser – Zirogwald (10,39km; 217Hm; 1380m)
- Zirogwald – Giggellberg – Sterzing (12,40km; 156Hm; 1303m)
- Sterzing – Sterzing (Marconistr.) – Sterzing (Bundesstr.) – Sprechenstein 1 (2,32km; 5Hm; 948m)
- Sprechenstein 1 – Mittewald (15,70km; 193Hm; 976m)
- Mittewald – Brennerradweg – Franzensfeste – Radweg Vahrn – Brixen Löwenviertel (13,23km; 190Hm; 813m)
- Brixen (Löwenviertel) – Brixen (Adlerbrücke) – Brixen (Widmanngasse) (2,86km; 0Hm; 577m)
- Brixen (Widmanngasse) – Brixen (Julius Durst Str.) – Hintersäge – Russis Brücke – Villnößtal (27,36km; 1628Hm; 1740m)
Viele Kilometer auf Radwegen nach Brixen und anschließend in die Wiege Reinhold Messners. Aufgrund der schlechten Vorhersage – „unwetterartige Regenfälle nördlich des Alpemhauptkamms“ – legen wir die Strecke bis zum Brenner per ÖBB zurück.
Ab Sterzing geht es im Sturzflug bis nach Brixen. In Albeins beginnt dann die erste Prüfung der Tour. Das Hotel Tyrol entschädigt jedoch für vorangegangene und kommende Strapazen.
Der an der Plenkalm bergaufstrampelnde Bergradler mit Foto vom Lieblingsschaf in der Geldbörse führt direkt zum Paten: Wie sonst kommt jemand zu sovielen Funktionsshirts aus neuseeländischer Merinoschafwolle, wenn nicht durch eine Patenschaft? Man sucht sich ein Schäfchen aus und überweist jeden Monat €10,-. Dafür bekommt man einmal im Jahr ein Funktionsshirt aus seiner Wolle… 😉
Dienstag, 1.6.
Die vierte Etappe geht von St. Magdalena auf die Seiser Alm:
- Villnößtal – Gschnagenhardt Alm – Brogles Alm – St. Ulrich (18,37km; 746Hm; 2136m)
- St. Ulrich – St. Ulrich (Via Setit) – Piz Zemmer (14,91km; 220Hm; 2000m)
Die heutige Etappe führt kilometerlang auf Forststraßen und einigen anspruchsvollen Trails über den Adolf-Munkel-Weg auf die Brogles Alm und nach einer langen Abfahrt über die Raschötz nach St. Ulrich.
Nach einem defektbedingten Boxenstopp geht es per Airlift hinauf zu unserem heutigen Etappenziel Seiser Alm. Die Zimmersuche schlägt mit weiteren Höhenmetern zu Buche. Dafür gibt es heute neben Wellness auch Wäscheservice im Hotel Ritsch Schwaige, man sieht ja sonst die Sella vor lauter Fliegen nicht…
Für den Plan-/Ist-Vergleich 😉 hier noch der tatsächliche GPS-Track von St. Ulrich bis Treviso zur Ansicht in Google-Earth.
Mittwoch, 2.6.
Die fünfte Etappe geht von der Seiser Alm nach Caprile:
- Piz Zemmer – Saltria (3,12km; 6Hm; 1870m)
- Saltria – La Buja (4,5km; 199Hm; 1824m)
- La Buja – Monte Pana – Rifugio Sella – Passo Sella – Pecol – Hotel Bellavista (15,81km; 763Hm; 2248m)
- Hotel Bellavista – Passo Pordoi – Pordoi Hotel Savoia – Crepaz (2,71km; 314Hm; 2238m)
- Crepaz – Ru de Pordu – Arabba (Seilbahnparkplatz) (5,35km; 2Hm; 2220m)
- Arabba (Seilbahnparkplatz) – Arabba – Renaz – Fuaz – Foram (11,20km; 220Hm; 1606m)
- Foram – Col de Foa (6,03km; 60Hm; 1368m)
- Col de Foa – Caprile – Caprile (Via Nazionale) (0,99km; 0Hm; 1151m)
Grandiose Etappe an Sella und Pordoi vorbei nach Arabba und Alleghe. In der Vorsaison im Frühtau kann man schon mal ungestraft auf die Single Trails aka Fußwege…
In der Citta dei Sassi vereiteln Schneefelder und eisige Temperaturen meine Boulderpläne; die Kletterpatschen hatte ich somit umsonst dabei. In den endlosen Kurven vom Pordoi nach Alleghe fühlen wir uns dafür wie Max Biaggi. Im Hotel Montanina gibt es wieder Wellness und anregende Malerei…
Donnerstag, 3.6.
Die sechste Etappe geht von der Caprile zum Passo Duran:
- Caprile (Via Nazionale) – Ponte Cordevole (2,80km; 4Hm; 1000m)
- Ponte Cordevole – Vallazza – Alleghe (Corso Italia) (0,82km; 5Hm; 972m)
- Alleghe (Corso Italia) – Alleghe (Seepromenade) – Alleghe (Eisstadion) – Alleghe (0,72km; 6Hm; 973m)
- Alleghe – Alleghe (Corso Venezia) – Fontanive – Col de la Meda (1,26km; 159Hm; 1130m)
- Col de la Meda – lCoi – Pian di Pezze (1,36km; 321Hm; 1451m)
- Pian di Pezze – Talstation Col dei Baldi – Fontana Bona – Forcella Alleghe (3,10km; 377Hm; 1827m)
- Forcella Alleghe – Pecol Vecchio (2,91km; 1Hm; 1827m)
- Pecol Vecchio – Plan del Crep (3,55km; 346Hm; 1741m)
- Plan del Crep – Colle Duran (10,02km; 452Hm; 1863m)
- Colle Duran – Passo Duran
Nach Alleghe geht es erst einmal bergauf bis zur Talstation Col dei Baldi und dann noch zur Forcella Alleghe.
Von Pecol Vecchio über die rote Skipiste querfeldein nach Plan del Crep und anschließend wieder hinauf auf den Colle Duran. Übernachtet wird im Rifugio San Sebastiano. Dort gibt es in der Nähe sogar zwei Klettergärten mit bis zu 50 Routen.
Freitag, 4.6.
Die siebte Etappe geht vom Passo Duran nach Belluno:
- Passo Duran – Valle Agordina (10,40km; 49Hm; 1601m)
- Valle Agordina – Torner (7,68km; 259Hm; 919m)
- Torner – Belluno (26,66km; 341Hm; 486m)
Das Leben, speziell das Biken, könnte so einfach sein, aber nein, es muss Abwechslung sein – eine kleine lokale MTB-Tour. Ich breite das Mäntelchen des Schweigens darüber… „Der Fremde ist blind, auch wenn er Augen hat.“ (Arabisches Sprichwort).
Vn Malga Grava nach Chiesa geht es auf Asphalt auch nochmal ordentlich runter, so haben wir noch eine rauschende Abfahrt bis die Louise vorne durchfällt – der Impuls, auf die beiden anderen zu warten, rettet Eurem Korrespondenten den Kragen. Muss am schweren Rucksack liegen…
In La Muda beschließen wir, nach kurzem Studium der Karte, den alten Weg – „¿Hay camino?“ „¡Si!“ – rechts vom Torrente Cordevole anstatt der Straße zu nehmen. Nach 3 Stunden Schieberei mit zwei mit Drahtseil versicherten Passagen und an einer Hand abzählbaren gefahrenen Metern auf fünf Kilometern Luftlinie entschließen wir uns zu einer Flußdurchquerung, die mit Ach und Krach gelingt. Man glaubt gar nicht, wieviel Abtrieb zwei MTB-Reifen erzeugen können! Am nächsten Rastplatz gibt es Radler und Eis, ersteres als Birra e Fanta, letzteres erst, nachdem wir uns den Unterschied zwischen Ghiaccio und Gelato haben erklären lassen.
In Belluno hat nurmehr das Hotel Alpina Zimmer frei…
Das pulsierende Nachtleben hat was, man muss es mit eigenen Augen gesehen haben:
Samstag, 5.6.
Die achte Etappe geht von Belluno nach Treviso/Verona:
Der ursprüngliche Plan, von Venedig aus mit einem Leihwagen heimzufahren, lässt sich aufgrund der wetterbedingten planerischen Unsicherheit nicht realisieren. Weder in Treviso, Verona noch sonstwo sind kurzfristig Autos zu nicht astronomischen Preisen aufzutreiben. Also beschließen wir sicherheitshalber nach Treviso zu radeln, um vor Ort die Lage zu sondieren. Über Nebensträßchen geht es nach Treviso. Es ist die Hausstrecke der Rennradfahrer aus Belluno. In Susegana stell Alex wieder seine Frage: „¿Hay camino?“. Den Piave entlang ist es wie ein Isartrail mit dem kleinen Unterschied, dass ich mir sieben oder acht Zecken in allen Größen einfange…
Mit Fahrrädern wird selbst die Zugfahrt zum Lotteriespiel. Ein Zug geht heute noch von Treviso nach Verona, von dort geht es angeblich ganz einfach zum Brenner. Auf der Fahrt nach Verona buchen wir das Hotel Ramada Fiera, das zwar sehr schick, aber auf der dem Zentrum abgelegenen Seite der Bahngleise liegt, selbst mit dem Rad eine Odyssee…Sicherheitshalber buchen wir gleich Tickets bei der Bahn von Verona nach München. Die Reservierung für die Fahrräder ist trotz Gemeinsamem Markt und Zollunion und Schengener Abkommen nur vor Ort möglich.
Sonntag, 6.6.
Die Heimreise treten wir von Verona aus an:
Den Mittag strawanzen wir durch die Altstadt, das Publikum hat Sonntag morgens eine gewisse Wesensverwandtschaft zu jenem am samstagmorgendlichen Viktualienmarkt. Die Jeunesse dorée schläft wohl noch aus… Wir geben den shoppenden Touristen. Alex ersteht neue Augengläser: „Give me your best price!“. Der Taschenrechner zeigt die gleiche Zahl wie das Preisschild LOL!!!
Als wir am Sonntag Nachmitag gegen 15 Uhr Anstalten machen, den Zug der ÖBB zu besteigen, werden wir von der umwerfenden Zugbegleiterin höflichst darauf aufmerksam gemacht, dass da ohne Reservierung gar nichts ginge und eh nur zwei Fahrradplätze im ganzen Zug seien, die überdies bereits reserviert seien…
Also neue Fahrscheine für Roß und Reiter für den Bummelzug zum Brenner gelöst. Das Entwerten vor dem Einsteigen fällt der Eile zum Opfer.
Der Zug wird während der Fahrt voll und voller, in Bozen müssen die ersten Biker schon draußen bleiben – da kommt bestimmt kein Schaffner. Weit gefehlt, knapp vorm Brenner kommt sie über uns: Was denn in uns gefahren sei, die Tickets nicht vorab zu entwerten, das koste €50,- Strafe und den Fahrpreis noch einmal! Wie gewaltbereite Jugendliche sehen wir nicht aus, vielleicht war es ein Anfall von Milde, sie entwertet die Tickets manuell und rauscht von dannen. Der Rest ist dann nurmehr Formsache, wenn auch mit zunehmender Fahrtdauer immer weniger davon zu sehen ist…
Servus, Klaus
P.S.: Falls Ihr wissen möchtet, welche Bikegröße zu Euch passt, dann findet Ihr hier einen Rahmenrechner für MTB/Rennrad/Triathlon mit jeweils verschiedenen Bauformen zum Vergleich.